Lebend begraben
Länge: 30 Min. / Erstausstrahlung: ZDF, 37° Grad, 2007
Ein junger Deutscher sitzt wahrscheinlich unschuldig seit 21 Jahren in den USA im Knast. Jens Söring hat für seine Freundin einen Doppelmord gestanden. Unsere Reise durch Virginia bringt vergessene Spuren und Briefe ans Tageslicht, zeigt Verzweiflung, Hoffnung, Rachsucht und ein unbarmherziges Rechtssystem.
„20 Jahre, 7 Monate, 4 Tage, 21 Stunden. Resozialisierung gibt es hier nicht. Was an uns vollzogen wird, ist eine verzögerte Hinrichtung“. Der so spricht, trägt die Häftlingsnummer 179212 und hat die Hälfte seines Lebens im Gefängnis Brunswick Correctional Center in Virginia verbracht. Selbst die ehemalige Stellvertretende Generalstaatsanwältin des Staates Virginia Gail Marshall glaubt an die Unschuld dieses Mannes. „Geständnisse sind manchmal falsch und Geschworene machen manchmal Fehler“, sagte sie dem Ausschuss, der Jens Sörings Begnadigungsantrag vor einem Jahr trotzdem nicht entsprach. Keine Augenzeugen, keine Fingerabdrücke, keine DNS – nur Fußspuren, die viel zu klein sind für Jens Söring, den Deutschen, dem man vor über 20 Jahren den Prozess gemacht hat. Zweimal lebenslänglich lautete das Urteil.
1966 wird Jens Söring als Diplomatensohn in Thailand geboren, als er 11 war, zog die Familie nach USA. 1984 erhielt er ein Hochbegabten-Stipendium an der Universität von Virginia und lernte dort seine Freundin Elizabeth kennen. Eine schwierige Beziehung, in der Elizabeth ihm mit Fotos dokumentierte, wie ihre Eltern sie als Kind missbraucht hatten. 1985 fand die Polizei Elizabeths Eltern ermordet in ihrem Haus, brutal mit unzähligen Messerstichen, ihre Kehlen durchtrennt. Als die Befragung zu heikel wurde, flohen Jens und Elizabeth. In London wurden sie verhaftet, gestanden erst beide, um sich danach gegenseitig zu beschuldigen. Er hat sie seither nie wieder gesprochen, sie wurde zu 90 Jahren Gefängnis verurteilt, als Anstifterin.